RATGEBER
Ulcus Cruris (offenes Bein) Kompaktratgeber 2024
Priv.-Doz. Dr. Andreas Kerstan
Andreas Kerstan Universitätsklinikum Würzburg, Josef-Schneider-Straße 2, 97080 Würzburg
Qualitätsprüfung
Nach wissenschaftlichen Standards von Medizinern verfasst Zuletzt aktualisiert am 22.03.2024 Lesezeit ca. 9 Minuten
Ulcus cruris kurz zusammengefasst
Das Ulcus cruris („offenes Bein“) ist ein Geschwür am Unterschenkel, das langsam oder gar nicht heilt. Die offene Wunde ist dabei einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt, da Erreger in das darunter liegende Gewebe eindringen können.
Eigentlich ist das Ulcus cruris ein Symptom einer zugrundeliegenden Krankheit. Wenn ein chronisches Venenleiden vorliegt, spricht man von einem venös-bedingten Ulcus cruris (Ulcus cruris venosum). Wenn eine Verkalkung der Arterien vorliegt, spricht man von einem arteriell-bedingten Ulcus cruris (Ulcus cruris arteriosum). Liegt eine Mischform aus beiden vor, spricht man von Ulcus cruris mixtum.
In Europa ist über die Hälfte der Ulcus-cruris-Patienten mit Ulcus cruris venosum diagnostiziert.1 Betroffene leiden z.B. an Krampfadern oder einer tiefen Beinvenenthrombose, die zu dem Venenleiden führen. Entsteht dann im Unterschenkel eine Wunde, heilt diese nur langsam oder gar nicht. Der anhaltende Rückstau des Blutes in den Beinen verhindert eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen. Für betroffene Patienten bedeutet das Unterschenkelgeschwür häufig: Schmerzen, Jucken, Schwellungen und wöchentliche Arztbesuche zum Verbandswechsel und Wiederanlage des Kompressionsverbands.
Die Behandlungsoptionen für das „offene Bein“ sind in den letzten Jahrzehnten besser geworden, aber immer noch eingeschränkt. Die Forschung ist jedoch dabei, neue und innovative Therapieansätze zu entwickeln. So soll Menschen geholfen werden, die unter einem Ulcus cruris leiden und bisher keine optimale Therapie gefunden haben.
In diesem Ratgeber erfahren Sie praxisnahe Informationen, die für den Umgang mit einem Ulcus cruris nützlich sein können.
Inhalt
Überblick
Steckbrief Ulcus cruris
Als chronisches Ulcus cruris bezeichnet man offene Wunden am Unterschenkel, die meist bis in tiefere Hautschichten reichen und nur langsam oder gar nicht abheilen. Das Ulcus cruris wird auch als „offenes Bein“ oder „Unterschenkelgeschwür” bezeichnet.
Die Ursache des Ulcus cruris liegt in Deutschland bei ca. 50% der Fälle an einem chronischen Venenleiden, das entweder durch Krampfadern, eine tiefe Beinvenenthrombose oder durch Verletzungen, z.B. durch Unfälle, bedingt ist. In diesen Fällen spricht man von einem venös-bedingten Ulcus cruris (Ulcus cruris venosum). Eine weitere Ursache für das Ulcus cruris stellt die Verkalkung der Arterien in den Beinen dar, die sogenannte periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK). In diesen Fällen spricht man von einem arteriell-bedingten Ulcus cruris (Ulcus cruris arteriosum). Außerdem gibt es arteriell-venös bedingte kombinierte Varianten, die einen Ulcus cruris begünstigen. Hier spricht man von einem Ulcus cruris mixtum. In Europa leiden etwa 0.3% – 3% Personen an einem „offenen Bein“, die Wahrscheinlichkeit erhöht sich mit zunehmendem Alter.2
Die offenen Wunden der Patienten sind einem konstanten Infektionsrisiko ausgesetzt. Daher muss medizinisches Fachpersonal die betroffenen Stellen regelmäßig reinigen und spezielle Verbände anlegen. Die Wundreinigung bildet das Grundgerüst der Versorgung eines Ulcus cruris. Manchmal kommen auch operative oder medikamentöse Behandlungen zum Einsatz.3
Sie können einem Ulcus cruris vorbeugen, indem Sie verschiedene beeinflussbare Risikofaktoren, wie Alkoholkonsum, Rauchen, oder Übergewicht, vermeiden.2 Regelmäßiger Sport ist besonders ratsam, um langfristig eine gute Durchblutung zu fördern.
Die wichtigsten Fakten zum Ulcus cruris:
Ein Ulcus cruris entsteht nie „von alleine“. Grundvoraussetzung ist häufig eine Durchblutungsstörung der Beine.
Diese Durchblutungsstörung wird meist im Rahmen einer chronischen Veneninsuffizienz (kurz: CVI) oder peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (kurz: pAVK) verursacht.
Vor dem 40. Lebensjahr tritt das Ulcus cruris selten auf. Ab einem Alter von 75 Jahren, steigt das Erkrankungsrisiko deutlich an.
Frauen sind häufiger betroffen als Männer.5
Die Wunde reicht oft bis in tiefere Gewebeschichten, manchmal sogar bis zum Knochen.
Die Behandlung, Prävention und Prognose variiert je nachdem, welche Grundkrankheit das Ulcus cruris ausgelöst hat.
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Hintergrundwissen
Was genau ist ein Ulcus cruris?
Ulcus cruris ist ein Unterschenkelgeschwür und bezeichnet eine chronische, schlecht heilende Wunde. Der Begriff stammt aus dem lateinischen:
- Ulcus = Geschwür
- Crus = Unterschenkel
Es gibt verschiedene Arten des Ulcus cruris. Sie haben teilweise sehr unterschiedliche Risikofaktoren, doch in den meisten Fällen ist der Blutfluss gestört, wodurch das betroffene Gewebe nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden kann.6
Ulcus cruris venosum
Eine chronische Venenschwäche führt zu einer chronisch-venösen Insuffizienz (kurz: CVI) und kann zu einem venös-bedingten Unterschenkelgeschwür, dem Ulcus cruris venosum, führen. Bei einer Venenschwäche ist der Rückfluss des Blutes zum Herzen erschwert, weil z.B. die Venenklappen nicht mehr richtig funktionieren. Dies kann dazu führen, dass sich das nährstoffarme Blut im Unterschenkel staut. Das Gewebe wird folglich nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt, die für den Heilungsprozess benötigt werden. Der Arzt diagnostiziert ein Ulcus cruris venosum, wenn durch die Venenschwäche eine offene chronische Wunde bis mindestens in die Unterhaut reicht.7
Ulcus cruris arteriosum
Ulcus cruris mixtum
Es ist zwar eher seltener der Fall, doch es gibt auch Menschen, die sowohl von einer CVI als auch einer pAVK betroffen sind. Entwickelt der Betroffene ein „offenes Bein“, können sich die Symptome eines Ulcus cruris venosum und eines Ulcus cruris arteriosum vermischen. Diese Mischform nennen Fachleute Ulcus cruris mixtum.
Weitere Subtypen von Ulcus cruris
- Ulcus cruris varicosum: Krampfadern als Hauptursache, Unterform des Ulcus cruris venosum
- Ulcus cruris postthromboticum: Postthrombotisches Syndrom als Hauptursache, Unterform des Ulcus cruris venosum
- Ulcus cruris traumaticum: Unfall als Hauptursache
- Ulcus cruris neoplasticum: Krebs als Hauptursache
- Ulcus cruris infectiosum: Infektion als Hauptursache9
Infotabelle: venös vs. arteriell
Ulcus cruris venosum | Ulcus cruris arteriosum | ||
---|---|---|---|
Ausgangszustand | Chronische Veneninsuffizienz (CVI) | Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) | |
Problem | Nährstoffarmes Blut kann nicht abfließen | Nährstoffreiches Blut kann nicht zufließen | |
Typische Stelle der Wunde | An der Innenseite des Unterschenkels oder am Innen- oder Außenknöchel | An den äußeren Rändern des Fußes, am Schienbein oder dem Unterschekel seitlich | |
Farbe der Wunde | Braun, blau, schwarz | Rot, gelb, schwarz | |
Aussehen rund um die Wunde | Wassereinlagerung, Pigmentierung der Haut | Blasse, kalte Haut | |
Wundrand | Unregelmäßig, flach | Wie mit einer Schablone ausgestochen | |
Tiefe der Wunde | Oberflächlich bis tief | Tief | |
Flüssigkeitsaustritt | Stark | Gering | |
Puls am Fuß | Ja | Nicht immer erfassbar | |
Schmerzen | Keine bis mäßig | Mäßig bis stark | |
Schmerzlinderung | Beine hochlagern | Beine tieflagern |
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Ursachen und Risikofaktoren
Wie entsteht ein Ulcus cruris?
Eine schlechte Durchblutung fördert die Bildung von Ulcus cruris. Ursache sind geschädigte Arterien oder Venen. So ist die Entstehungsgeschichte dieser Erkrankung von der Art des geschädigten Blutgefäßes abhängig.
So bildet sich ein Ulcus cruris venosum
Ein Ulcus cruris venosum ist die Endstation einer langen Kettenreaktion. Jeder Patient, bei dem ein Ulcus cruris venosum diagnostiziert wird, leidet seit bereits geraumer Zeit an einer Venenschwäche.
Was ist eine chronische Venenschwäche (kurz: CVI)?
Risikofaktoren einer CVI
- Übergewicht
- Plötzliche Wärme (Saunas oder heiße Bäder)
- Überwiegend sitzende oder stehende, monotone Tätigkeiten
- Alkohol
- Enge Kleidung oder hohe Schuhabsätze
- Hohes Alter
- Genetische Veranlagung
- Hormonelle Veränderungen z.B. im Rahmen einer Schwangerschaft
- Thrombosen12
Stadien der CVI
Eine CVI entsteht langsam und ist meist in den Frühstadien schon gut erkennbar, wenn man die Anzeichen dafür kennt. Die CVI wird in drei Stadien unterteilt:
- Stadium I: Vorübergehende Schwellungen an Füßen und Unterschenkeln und bläuliche Venen am Rand des Fußes (Indiz für einen Flüssigkeitsstau)
- Stadium II: Permanente Schwellungen und Ödeme an den Beinen und Füßen. Bläuliche oder bräunliche Färbungen. Schmerzhafte Verhärtungen des Gewebes
- Stadium III: Aufgrund der nicht ausreichenden Durchblutung entsteht ein Ulcus cruris venosum13
So bildet sich ein Ulcus cruris arteriosum
Beim arteriell bedingten Unterschenkelgeschwür wird die Mangelversorgung des Gewebes durch die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) verursacht.
Was ist eine pAVK?
Eine pAVK ist ein sehr ernstzunehmender Krankheitszustand, denn hierbei sind oft auch zusätzlich zu den Unterschenkeln weitere Arterien betroffen. Neben der Gefahr eines „offenen Beines“ ist dadurch auch zum Beispiel das Risiko eines ischämischen Schlaganfalles oder eines Herzinfarktes erhöht.
Risikofaktoren einer pAVK
- Rauchen
- Diabetes Typ 2
- Übergewicht
- Hoher LDL-Cholesterin-Wert
- Bluthochdruck
- Hohes Alter
- Genetische Veranlagung
- Diabetes Typ 114
Stadien der pAVK
Die pAVK kann in unterschiedliche Stadien unterteilt werden. Die Einteilung erfolgt aufgrund der Gehfähigkeit des Betroffenen.
- Stadium I: Keine offensichtlichen Symptome
- Stadium IIa: Der Patient kann mehr als 200 Meter gehen
- Stadium IIb: Es sind nur mehr weniger als 200 Meter möglich
- Stadium III: Dauerhafte Ruheschmerzen
- Stadium IV: Es ist ein Ulcus cruris arteriosum entstanden15
Symptome
Nicht immer mit Schmerzen verbunden
Bei Ulcus cruris handelt es sich um eine (meist tiefe) Wunde, die im Vergleich zu einer normalen Verletzung nicht wieder von selbst heilt. In Extremfällen kann die Wunde sogar bis auf die Knochen reichen. Die Wunde ist bei den meisten Patienten konstant feucht. Die heraustretende Flüssigkeit weicht die Ränder der Wunde auf. Auch in Bezug auf die Symptome gilt es zwischen den beiden Hauptformen von Ulcus cruris zu unterscheiden.
So äußert sich das Ulcus cruris venosum:
- Braun, blau oder schwarz gefärbte Haut
- Schleimiger Ausfluss
- Schwellungen
- Entzündung
- Juckende, verhärtete Haut
- Schuppenbildung16
So äußert sich das Ulcus cruris arteriosum:
- Rote, gelbe oder schwarze Wunde
- Tiefe Wunde
- Betroffene Stelle fühlt sich kalt an
- Straffe, haarlose Haut
- Das Bein rötet sich, wenn man es baumeln lässt, und wird blass, wenn es hochgelagert wird17
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Diagnose
Meist genügt ein Blick
Da die Entstehung eines Ulcus cruris das Endstadium einer CVI oder pAVK voraussetzt und die Symptome unverwechselbar sind, ist die Diagnose größtenteils sehr schnell gestellt. Die meisten Hausärzte erkennen ein Ulcus cruris auf den ersten Blick und wissen, wie sich ein chronisches Unterschenkelgeschwür von einer normalen Wunde unterscheidet.
Anamnese
Mit der Diagnose der Krankheit selbst ist es noch nicht getan. Um den Patienten heilen zu können, bedarf es mehr, als Verbände anzulegen und die Krankheit oberflächlich zu behandeln. Ärzte müssen die Ursachen ermitteln, damit mögliche Behandlungswege in Betracht gezogen werden können.
Hierfür wird der Behandler meist als erstes Ihre Krankengeschichte erheben, damit er sich ein detailliertes Bild von Ihrer aktuellen Situation machen kann. Er fragt z. B.:
- Wann haben Sie zum ersten Mal die Wunde bemerkt?
- Ist die Wunde in den letzten Wochen größer oder kleiner geworden?
- Ist die Wunde schmerzhaft?
- Wurde bei Ihnen bereits eine CVI oder pAVK diagnostiziert?
- Haben Sie Schmerzen beim Gehen?
Genauere Untersuchung der Wunde und der darunterliegenden Gefäße
Blutuntersuchungen
Mithilfe einer Blutprobe kann der Arzt sehr gut feststellen, ob ein Diabetes mellitus vorliegt. Falls ja, berücksichtigt der Arzt auch die Behandlung der Zuckerkrankheit als Teil des Behandlungsplans.
Abstrich der Wunde
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Verlauf und Prognose
Aussichten auf Heilung
Ein behandeltes Ulcus cruris venosum heilt in der Regel besser und schneller (meist binnen 4 Monaten) als ein arterielles Ulcus cruris. Allerdings ist die Rückfallrate bei dieser Form deutlich höher.20
Wie bei den meisten Erkrankungen ist eine konsequente Therapie und Nachbehandlung entscheidend, um ein Ulcus cruris zu heilen und Rückfällen vorzubeugen. Ein wichtiger Faktor bei der Prognose ist das Alter des Patienten, da die Wundheilung bei älteren Menschen ohnehin schon verlangsamt ist. Bei älteren Menschen braucht das „offene Bein“ möglicherweise sogar mehrere Jahre, um zu heilen. In schweren Fällen kann es sein, dass keine Besserung eintritt.
Patienten können selbst einige Maßnahmen ergreifen und so ihre Chance auf Heilung erhöhen:
- Egal, ob arteriell oder venös: Regelmäßige und ausreichende Bewegung fördert die Durchblutung in den Beinen.
- Beim Ulcus cruris venosum kann eine gründlich durchgeführte Kompressionstherapie die Durchblutung verbessern und so den Krankheitsverlauf entscheidend beeinflussen.
- Beeinflussbare Risikofaktoren für ein Ulcus cruris wie Rauchen oder Übergewicht sollten Sie vermeiden, um eine gesunde Durchblutung zu gewährleisten.
Behandlung und Pflege
Gründlicher Umgang für optimale Wundversorgung
Das Ulcus cruris und seine Ursachen sind relativ schwer behandelbar. Eine umfassende diagnostische Bewertung, die die vaskulären, metabolischen und physischen Umstände des Patienten umfasst, ist zu Beginn der Behandlung unerlässlich. Die Therapie ist häufig langwierig, und es müssen mehrere Behandlungsmethoden miteinander kombiniert werden.
Zu den Zielen jeder Behandlung zählen:
- Förderung der Durchblutung und Verbesserung des venösen Rückflusses, z. B. Kompressionstherapie
- Beseitigung oder Behandlung der auslösenden Ursache, z. B. chirurgische Eingriffe
- Förderung der Heilung, z. B. Wundversorgung, Verbesserung des Lebensstils, Symptomkontrolle, Linderung der Symptome
- Vorbeugung einer Verschlimmerung, z. B. medizinische Aufklärung des Betroffenen
- Erhaltung einer optimalen Feuchtigkeit des Wundgewebes21
Kompressionstherapie
Reinigung der Wunde
Die offene Wunde muss regelmäßig vom medizinischen Fachpersonal gereinigt werden. Hierfür werden spezielle zumeist desinfizierende Wundlösungen verwendet. Alternativ kann auch ein Debridement durchgeführt werden, bei der der Arzt die Beläge der Wundoberfläche abschabt und die Wunde anschließend reinigt.
Nachdem der Belag der Wunde entfernt wurde, können bei Bedarf Umschläge mit antibakteriellen Wirkstoffen angelegt werden, um mögliche Erreger abzutöten.
Madentherapie
Operative Behandlung
Manchmal werden auch moderne operative Verfahren benutzt, um eines oder mehrere der oben genannten Behandlungsziele zu erreichen.
Operationen bei Ulcus cruris venosum
- Venenstripping: Es werden Schnitte knapp unterhalb der Leiste (oberer Schnitt) und am Knöchel oder in der Kniekehle (unterer Schnitt) gemacht. Am oberen Schnitt wird die Vene abgebunden. Am unteren Schnitt wird ein Draht eingeführt und langsam vorgeschoben. Am unteren Ende des Drahtes befindet sich ein sperriger Aufsatz. So kann die Vene über den oberen Schnitt komplett herausgezogen werden.
- Phlebektomie: Die Phlebektomie funktioniert ähnlich wie das Venenstripping. Allerdings werden hierbei mehrere kleinere Schnitte getätigt und es werden Teile der Vene Schritt für Schritt entfernt. Das Verfahren wird vorrangig bei kleineren Krampfadern (oft sind sie die Seitenäste größerer Krampfadern) eingesetzt. Die Narbenbildung ist weitaus geringer als beim Venenstripping.24
- Sklerotherapie: Flüssigkeit wird in die betroffene Vene gespritzt. Der Wirkstoff schädigt die Venenwand, welche dann zu Bindegewebe umgewandelt wird. Die Vene wird so dauerhaft verschlossen. Manchmal kann die Sklerotherapie jedoch permanente Hautverfärbungen an der Injektionsstelle hinterlassen oder zu einer Venenentzündung führen.25
Operationen bei Ulcus cruris arteriosum
Medikamentöse Behandlung
Schwellungen entgegenwirken
Nerviges Jucken behandeln
Gerade bei Ulcus cruris venosum kann die Haut rund um die Wunde stark jucken. Meist handelt es sich dabei um ein Stauungsekzem, das mit einer Feuchtigkeitscreme oder einer Kortikosteroid-Creme behandelt werden kann.
In selteneren Fällen kann der Juckreiz auch von einer allergischen Reaktion verursacht werden, wenn Sie z. B. auf Inhaltsstoffe der Wundverbände allergisch sind.
Was auch immer die Ursache sein mag, widerstehen Sie dem Reiz sich zu kratzen, da dies die Wunde noch verschlimmern oder sogar infizieren könnte.
Behandlung infizierter Geschwüre
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Neue Behandlungen
Forscher entwickeln neuartige Therapien
Viele Behandlungen bei Ulcus cruris sind invasiv oder auf Dauer unangenehm. Medikamentöse Optionen gegen das Ulcus cruris gibt es nur wenige. Deswegen versuchen Forscher fortlaufend neue Therapieansätze und Wirkstoffe gegen das Ulcus cruris zu entwickeln.
Ein neuartiger Wirkstoff mit möglichem Langzeiteffekt wird jetzt untersucht
Forscher untersuchen jetzt einen neuen Wirkstoff gegen das Ulcus cruris, der aus Stromazellen gewonnen wird und entzündungshemmende sowie wundheilende Eigenschaften hat. Dabei wird ebenfalls erforscht, ob dieser Wirkstoff eine langfristige Wirkung besitzt und die Wunde dauerhaft schließen kann.
Bestimmte Ulcus-cruris-Patienten können an einer aktuellen klinischen Studie mit dem neuartigen Wirkstoff teilnehmen
In einer deutschlandweiten klinischen Phase-III-Studie namens allo-APZ2-CVU, auch „Ulcus-cruris-Studie“ genannt, wird gerade die Wirksamkeit und Verträglichkeit dieses neuen Prüfmedikaments gegen Ulcus cruris untersucht. Patienten können jetzt unter bestimmten Voraussetzungen an der Ulcus-cruris-Studie teilnehmen. Sie haben dabei die Möglichkeit, das neue Prüfmedikament zu erhalten. Wenn Sie Interesse an der Studie haben, erfahren Sie hier mehr dazu:
Weiterführende Informationen
Qualitätsrichtlinie:
Die Erstellung dieses Artikels orientiert sich an der Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation.14
Autoren:
Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Kerstan, Tristan Auer
Medizinischer Review:
Birgit Schouren, Ann-Katrin Rueß, Elke Niebergall-Roth, Anna Mößmer
Datum:
22.03.2024
Referenzen:
Alle Referenzen wurden im März 2024 abgerufen.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel enthält generelle Hinweise und Informationen. Er darf keinesfalls zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung verwendet werden. Er ersetzt nicht den Arztbesuch. Für individuelle Fragen kontaktieren Sie bitte Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin.
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- Neumann HAM et al. JEADV 2016;30:1843-1875.
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- Kurzfassung S3-Leitlinie “ „Lokaltherapie chronischer Wunden bei Patienten mit den Risiken periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus, chronische venöse Insuffizienz“, https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/091-001k_S3_Lokaltherapie_chronischer_Wunden_2015-ungueltig.pdf
- Ren S et al. World journal of clinical cases. 2020;8(21):5070-5085.
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- Leitlinie „Sklerosierungsbehandlung der Varikose“, https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/037-015l_S2k_Sklerosierungsbehandlung-Varikose_2019-05.pdf
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